Kinesiologie

Kinesiologie

Wir beide haben die Kinesiologie 1990 kennen, schätzen und lieben gelernt – und seither hat sie uns nicht wieder losgelassen. Von ganz unterschiedlichen beruflichen Feldern her kommend, hatten wir im großen Bereich der Angewandten Kinesiologie ein neues berufliches Zuhause gefunden. Selbst wenn in den letzten Jahren und Jahrzehnten vieles hinzu gekommen ist – die Kinesiologie ist in unserer Arbeit der Bogen, der alles umspannt, ein unendlich wertvolles Handwerkszeug, aber auch mehr als das. Es sind die vielen unterschiedlichen kinesiologischen Techniken, die uns ermöglichen, unsere Arbeit zu tun – doch es ist der Geist der Kinesiologie, das Selbstverständnis, das hinter dieser Methode steht, das uns im Alltag stets aufs neue berührt.

Die Kinesiologie ist keine Methode, in der über den anderen bestimmt oder gewertet wird, in der einer Bescheid weiß und ein anderer unwissend ist. Durch das Arbeitsinstrument des kinesiologischen Muskeltests ist es vielmehr so, dass mit dem „System“ des anderen – das, was ihn auf seelischer, geistiger und körperlicher Ebene ausmacht – auf eine direkte Art und Weise kommuniziert wird. Mit Achtung und Respekt vor dem anderen wird gemeinsam sondiert und erforscht, was ihn zum jetzigen Zeitpunkt und in Bezug zu seinem „Problem“ blockiert und hindert, und ebenso, was ihn unterstützt und fördert auf seinem Weg in ein neues Gleichgewicht und zu mehr Gesundheit, Ausgeglichenheit und Kompetenz.

In diesem Prozess sind wir KinesiologInnen Begleiter, die hilfreich zur Seite stehen, wenn es darum geht, eine neue Tür zu öffnen, „überflüssiges Gepäck“ loszulassen oder an einer Wegkreuzung den Mut für eine Entscheidung zu finden.

Antonovsky, der Begründer der Salutogenese (der Lehre zur Entstehung oder Erhaltung von Gesundheit; im Unterschied zur Pathogenese, der Lehre zur Entstehung von Krankheit) vergleicht das Leben mit einem Fluss, in dem gefährliche Stromschnellen, Klippen, Felsbrocken sein können, der teilweise verschmutzt sein kann. Er ging der Frage nach, wie jemand es schafft, trotz potenziell gesundheitsgefährdender Einflüsse gesund zu bleiben. Was für Bedingungen müssen im Menschen da sein, um ein guter Schwimmer in diesem Fluss des Lebens zu werden?

Es geht dabei nicht darum, wie ich mit möglichst wenig Hindernissen durchs Leben komme – oder gar um den Wunsch, der Therapeut (oder jemand anderes) möge mir die Schwierigkeiten aus dem Weg räumen. – Sondern: wie werde ich ein guter Schwimmer in meinem Fluss des Lebens? Ein guter Schwimmer zu sein, heißt, ich kann mit den Klippen und Felsbrocken, den großen und kleinen Katastrophen in meinem Leben umgehen – und genau das ist es, was in der Essenz jede kinesiologische Sitzung möchte: Den einzelnen stärken, ihn wieder in Kontakt mit seinen inneren Ressourcen bringen und ihm ermöglichen, seinen Weg selbstbestimmt weiterzugehen. Dies erfordert Achtsamkeit und Präsenz – beides unabdingbar, wenn es darum geht, den verborgenen „Schatz“ in seinem Inneren, wie wir es den Kindern gern erklären, zu entdecken.